Virtueller Stadtrundgang zum Kieler Matrosenaufstand, Nov. 1918

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Nr. 08: Versammlung von Vertretern der Soldaten und Arbeiter im Gewerkschaftshaus am 4.11.1918, 20 Uhr

Das Gewerkschaftshaus spielte eine zentrale Rolle bei den damaligen Vorgängen. Schon am 1.11.1918 trafen sich hier die Matrosen, die ihre verhafteten Kameraden befreien wollten. Sie stießen hier auf verschiedene Vertreter der Arbeiterschaft, darunter Lothar Popp von der USPD. Am 4.11. abends wurden hier die berühmten Kieler 14 Punkte verabschiedet, die vielen anderen Räten später als Vorbild dienen sollten. In der Folge tagte dann hier der Arbeiterrat und offenbar auch verschiedentlich der Soldatenrat, der allerdings auch in der Marinestation Ostsee zusammentrat. In einem Flugblatt des Soldatenrats vom 5. Nov. 1918 heißt es: "Das Geschäftszimmer des Soldatenrats ist vorläufig Gewerkschaftshaus, Zimmer 13."

 

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Stadtplan historisch
  Ein Stadtplan aus dem Jahr 1910, der Kreis bezeichnet den Ort des Gewerkschaftshauses an der damaligen Fährstraße.
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Foto Plakette am Kieler Gewerkschaftshaus Postkarte Kieler Gewerkschaftshaus 1907
Plakette am Kieler Gewerkschaftshaus, Foto Wikipedia Postkarte ca. 1907. In einem Flugblatt des Soldatenrats vom 5. Nov. 1918 heißt es: "Das Geschäftszimmer des Soldatenrats ist vorläufig Gewerkschaftshaus, Zimmer 13."

Weitere Erläuterungen zu den Vorgängen:

Die Kieler 14 Punkte: "Beschlüsse und Forderungen des Soldatenrates (nach VZ 5.11.1918):

  1. Freilassung sämtlicher Inhaftierten und politischen Gefangenen.
  2. Vollständige Rede- und Pressefreiheit.
  3. Aufhebung der Briefzensur.
  4. Sachgemäße Behandlung der Mannschaften durch Vorgesetzte.
  5. Straffreie Rückkehr sämtlicher Kameraden an Bord und in die Kasernen.
  6. Die Ausfahrt der Flotte hat unter allen Umständen zu unterbleiben.
  7. Jegliche Schutzmaßnahmen mit Blutvergießen haben zu unterbleiben.
  8. Zurückziehung sämtlicher nicht zur Garnison gehöriger Truppen.
  9. Alle Maßnahmen zum Schutze des Privateigentums werden sofort vom Soldatenrat festgesetzt.
  10. Es gibt außer Dienst keine Vorgesetzte mehr.
  11. Unbeschränkte persönliche Freiheit jedes Mannes von Beendigung des Dienstes bis zum Beginn des nächsten Dienstes.
  12. Offiziere, die sich mit den Maßnahmen des jetzt bestehenden Soldatenrates einverstanden erklären, begrüßen wir in unserer Mitte. Alles Übrige hat ohne Anspruch auf Versorgung den Dienst zu quittieren.
  13. Jeder Angehörige des Soldatenrates ist von jeglichem Dienste zu befreien.
  14. Sämtliche in Zukunft zu treffenden Maßnahmen sind nur mit Zustimmung des Soldatenrates zu treffen.
Diese Forderungen sind für jede Militärperson Befehle des Soldatenrates.
Der Soldatenrat."

Einschätzung von Dirk Dähnhardt in seiner Doktorarbeit „Revolution in Kiel“, Wachholtz Verlag, Neumünster, 1978:
"Bei den 14 Kieler Punkten handelte es sich ... im wesentlichen um einen Angriff auf das militärische System, eine politische Zielsetzung ging ihnen dagegen weitgehend ab." (Revolution in Kiel, S. 91) Dähnhardt führt dies zum einen auf die heterogene Zusammensetzung der Gremien zurück, zum anderen darauf, dass zunächst nur ein Katalog von Sofortmaßnahmen verabschiedet werden sollte. An diesen 14 Punkten sollten sich dann im Verlauf der Novemberrevolution viele weitere Räte in ganz Deutschland orientierten. In der politischen Kurzsichtigkeit sieht Dähnhardt jedoch eine wesentliche Ursache, dass die Soldatenräte nach ca. sechs Monaten wieder aufgelöst wurden.

 

Die einzelnen Stationen des virtuellen Stadtrundgangs:

  1. Holtenauer Hochbrücke/Schleusen >>
  2. Großer Exerzierplatz >>
  3. Karlstraße / Ecke Langer Segen >>
  4. Torpedowerkstatt Friedrichsort, Germaniawerft Kiel-Gaarden >>
  5. Kasernen in Kiel-Wik >>
  6. Marinestation Ostsee >>
  7. Arrestanstalt >>
  8. Gewerkschaftshaus >>
  9. Rathaus >>
  10. Schloßhof >>
  11. Bahnhof >>
  12. Gräber der Gefallenen >>

Reale, begleitete Stadtrundgänge zu diesem Thema werden angeboten von:
- Geo-Step-by-Step >>
- Ernst Mühlenbrink, über die Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte >>
- AKENS, Asche Arbeitskreis >>

 

Last modified: 15.11.09

 

Zum Thema Kieler Matrosenaufstand (Novemberrevolution 1918) finden Sie hier weitere Informationen:

  • Interview mit einem der Führer: Lothar Popp >>
  • Lebenslauf L. Popp >>
  • Erlebnisbericht des zweiten Führers: Karl Artelt >>
  • Lebenslauf K. Artelt >>
  • Weitere Zeitzeugen >>
  • Filme über die Ereignisse >>
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