Was ist geblieben ?
Erinnerung! Wer hat sich nicht schon mal in der Familie über die
unterschiedlichen Erinnerungen an einen Urlaub, ja sogar an ein ganz bestimmtes
Erlebnis, gewundert. Der eine meint, das Meer war grün, der andere behauptet
blau, morgens hat man so gemütlich beisammen gesessen, nein es war abends. Und
so geht der Streit los oder das Gelächter.
Gelacht haben die Kieler
Ratsfrauen und -männer sicherlich nicht als sie feststellten, dass das Erinnern
an den November 1918 sehr unterschiedlich geprägt ist. Und dies überhaupt erst
60 Jahre nach den eigentlichen Ereignissen, im April 1978. Noch immer streiten
sich die Gemüter, ob die Soldaten nur einfache Meuterer oder Vorkämpfer, gar
Helden der Geschichte waren. Aus den konservativen Kreisen sickerte sogar die
Dolchstoßlegende hervor. So blieb die CDU-Ratsversammlung der Einweihung des
Breuste-Denkmals fern, nur der christdemokratische Stadtpräsident fühlte sich
aufgrund seines Amtes verpflichtet zu erscheinen.
Und so steht es nun im
Ratsdienergarten, das Denkmal "Feuer aus den Kesseln". "Die Kräfte der Steine
und die Kräfte, die Steine bersten lassen", so will es Breuste verstanden
wissen. Die Inschrift ist von Ernst Toller genommen: "der die Pfade bereitet,
stirbt an der Schwelle, doch es neigt sich vor ihm in Ehrfurcht der
Tod".
Ohne lange Diskussion gedachten die Gewerkschafter des
60.Jahrestages der Novermberrevolution. Sie bekannten sich zu ihrer Geschichte
mit einer schlichten Tafel an den Mauern ihres Hauses in der Legienstraße.
Und verwiesen werden muß auch auf die Gedenktafel der
Arbeiterwohlwahrt in der Feldstraße 5. Der Erkenntnis, seinen Landesverbandssitz
an einem historischen Ort zu habeen, wollten man Rechnung tragen. Aus Anlaß des
75jährigen Verbandsbestehens am 14. Dezember 1994 brachte die AWO eine
Gedenktafel, gestaltet von Holger Schmitz, zu den Schüssen in der Karlstraße
an.
Auffällig und für den Betrachter herausfordernd sind die
modernen Hausmalereien, die auch das ungelieebte Opfer der Deutschen Revolution,
Rosa Luxemburg, verewigt. Sie sind in Gaarden gegenüber der Räucherei in der
Preetzer Straße 35 zu finden.
Anderes Gedenken findet der Suchende auf dem
Eichhof-Friedhof in Kiel. Die Friedhofordnung in Kiel gibt der Ratsversammlung
die Möglichkeit, Ehrengräber zu errichten, aber auch vorhandenen Gräbern die
Eigenschaft als Ehrengräber zu verleihen. Und so befindet sich im hinteren Teil
des Friedhofs, sehr geschützt, die "Ruhestätte der Opfer der Revolution".
Entstanden ist sie allerdings zu jener Zeit. Der Gedenkstein wird von zwei alten
Linden und den im Halbkreis aufgestellten Grabsteinen, eingerahmt. Schaut sich
der Betrachter die Grabsteine genau an, sieht er, dass die wenigsten Grabsteine
1918 als Sterbedatum aufweisen. Nicht nur die Opfern des November 1918 sind hier
zu finden, auch die des "Spartakusputsch in Kiel" vom Februar 1919 und des
Kapp-Lüttwitz-Putsches 1920. Zudem liegen hier nur die Zivilisten, die
Marinangehörigen wurden auf dem heutigen Nordfriedhof begraben.