Die Lawine rollt !
6. November 1918
Noch vor der Bahnstillegung reisten Abgesandte aus Kiel in die
verschiedensten Orte Schleswig-Holsteins und Deutschlands: Die Revolution
breitete sich aus. Am Vormittag des 6. Novembers akzeptierte die Berliner
Regierung den Vorschlag Noskes auf Amnestie für die Aufständische und den
Verzicht von Gewaltanwendung. Noske argumentierte ganz
pragmatisch, 40 000 Personen konnten nicht niedergeschlagen
werden: Sowieso, so Noske, sei der Rücktritt oder die Abdankung des Kaisers
unbedingt notwendig, um die Lage ruhig zu halten. Die Forderungen des
Soldatenrates nach eigenem Wahlrecht lehnte die Berliner Regierung ab, da diese
Zusicherung allein dem Reichstag zustände.
Während die Regierung
versuchte die Krise auf friedliche Art und Weise zu regeln, sah das
Reichsmarineamt die Lösung in der gewaltsamen Niederschlagung des Aufstandes. Es
gab trotz der Generalamnestie den Befehl an die Streitkräfte im Norden, die
Absperrung Kiels durch die Marinestreitkräfte von See und von Land
durchzuführen. Dieses Noskes Plänen zuwiderhandelnde Vorgehen der Reichsmarine
konnte wegen Personalmangels nicht umgesetzt werden.
Noske glaubte aufgrund
der Amnestie, die revolutionäre Bewegung dämpfen zu können. Er wollte Kiel
wieder in einen "ordnungsgemäßen Zustand" zurückführen. Doch die Vertrauensleute
der Matrosen hielten an ihren Vorstellungen fest und hofften auf eine
Weiterführung der Revolution.
Die Lage in Kiel entschärfte sich aber
zusehends: Der Straßenbahnverkehr wurde wieder aufgenommen und es wurde wieder
eingekauft.
5. November 1918 Zurück zum Kalender 7. November 1918
Abbildung oben: Volkszeitung, 6.11.18
Abbildung unten: Kieler Neuesten Nachrichten, 6.11.18